Ein Sub auf geheimer Mission (Sub 2)
Neuerscheinung 14. Mai 2015
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Wenn man einen aufmüpfigen Sub, einen devoten Top und einen Dom mit ziemlich großem Ego zusammenbringt, fliegen garantiert ein paar Funken—doch was genau werden sie entzünden?
Auftritt Tyler Kane. Eigenwillig und mit einer großen Klappe ausgestattet, ist er alles andere als ein unterwürfiger Typ. Francis Hollister, ein Dom und der stolze Inhaber eines BDSM-Clubs, stimmt da voll und ganz zu—doch als Tyler leichtsinnig eine Wette vorschlägt, erkennt Francis die Gelegenheit, die sich ihm bietet, und ergreift sie beim Schopf. Kurz darauf findet sich Tyler in Francis’ Club wieder, wo er als Sub ausgebildet werden soll. Shae, der ultra-heiße Top, den Francis ihm zugeteilt hat, entpuppt sich jedoch als nicht so dominant wie seine Rolle erwarten lassen würde und auch Francis ist ein recht vielseitiger Dom. Tyler erkennt schnell, dass die beiden ein perfektes Paar abgeben würden, doch leider scheint er der Einzige zu sein, der das sieht. Oder vielleicht doch nicht? Neugierig darauf, herauszufinden, was passiert, wenn man einen unterwürfigen Top, einen eigensinnigen Sub und einen ganz schön arroganten Dom zusammenbringt, ruft Tyler Pierce, Francis’ Bruder, und dessen Partner Noah zu Hilfe. Obwohl Tylers Plan erstaunlich gut zu funktionieren scheint, ist er vielleicht nicht der einzige Sub auf geheimer Mission. Weitere Bücher in dieser Reihe: |
Exklusiver Sneak Peek: Das komplette erste Kapitel von "Ein Sub auf geheimer Mission"
Ein Sub auf geheimer Mission
SAGE MARLOWE
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Kapitel 1
„Ach komm schon, das soll doch wohl ein Witz sein!“ Tyler stöhnte, als der rauchgraue Jaguar vor ihm langsamer wurde und schon wieder anhielt, anstatt einfach die orangene Ampel zu überfahren. „Warum passiert so was eigentlich immer dann, wenn ich es scheißeilig habe?“ Er trommelte mit den Fingerspitzen auf das Lenkrad und zählte bis zehn. Dann bis zwanzig. Dreißig. Die Ampel sprang auf grün, aber der Jaguar blieb am Asphalt kleben und kauerte auf der Straße wie eine große, aber sehr faule Katze.
„Hal-lo!“, brüllte Tyler. Nichts passierte—außer, dass die Ampel nach ein paar Sekunden wieder auf rot umsprang. „Verdammte Scheiße!“
Tyler schlug auf das Lenkrad und beobachtete das andere Auto. Dessen Fahrer hatte wohl gerade die Börsennachrichten gelesen, statt auf den Verkehr zu achten. Obwohl, bei einem solchen Auto war der Fahrer wohl gar nicht der Besitzer selbst, sondern irgendeine arme Seele, die einen überbezahlten, unterbeschäftigten Geschäftsmann herumkutschieren musste. Die Ampel wurde wieder grün. Der Jaguar verharrte weiter an seinem Platz.
Endlich öffnete sich die Fahrertür und eine schmächtige Gestalt hopste heraus.
„Oh Mann, das ist ja krank“, murmelte Tyler. Ein Chauffeur in Uniform war eine Sache, aber die Uniform dieses Kerls bestand aus schwarzem Leder.
Der Mann ging um den Wagen herum, dann öffnete er die Haube und verschwand dahinter. Sekunden später tauchte er wieder auf und ging zum hinteren Bereich des Wagens, wo er mit der Person, die wohl auf dem Rücksitz saß, sprach.
„Ach, verdammt nochmal!“ Tyler löste seinen Sicherheitsgurt und stieg aus. Er knallte die Tür zu um seinem Ärger ein bisschen Luft zu machen. Dann fixierte er den Jaguar mit einem wütenden Blick. „Mir ist total schnuppe, was euer Problem ist, aber könntet ihr diesen Schrotthaufen aus dem Weg räumen, damit ich durchkomme? Ich habe einen Termin und nicht den ganzen Tag lang Zeit, dorthin zu kommen.“
Der Fahrer zuckte zusammen und sah in Tylers Richtung, jedoch ohne seinem Blick zu begegnen. Er war jünger als Tyler zunächst angenommen hatte. Er musste etwa Anfang zwanzig sein, aber dünn und feingliedrig und überhaupt nicht Tylers Typ. Außerdem war er nervös und zappelig, was Tyler genauso verärgerte wie die Tatsache, dass er noch immer keine Antwort gegeben hatte. Stattdessen ignorierte der Kerl Tyler und richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf seinen Passagier. Gerade, als Tyler sich abwenden wollte, wurde die Tür des Jaguars aufgestoßen, und der mysteriöse Fahrgast erschien.
Tyler hielt mitten in der Bewegung inne. An dem Fahrer war er überhaupt nicht interessiert gewesen, doch der Fahrgast hatte seine volle Aufmerksamkeit. Groß und mit einer Körperhaltung, die die Vermutung nahelegte, dass er über mehr körperliche Kraft verfügte als sein elegantes, etwas versnobtes Äußeres vermuten ließ, war er ganz und gar Tylers Typ. Er war wohl auch ein paar Jahre älter als Tyler und sah auf vornehme Art gut aus. Die Kleidung, die er trug, musste mehr gekostet haben als Tyler in einem Monat verdiente.
Sugar Daddy. Ein reicher alter Knacker, der sich einen hübschen Jüngling als Spielzeug hielt.
„Ich entschuldige mich für die Unannehmlichkeiten“, sagte der Mann. „Ich fürchte, mein Wagen weigert sich, anzuspringen, und mein Fahrer hat keine Ahnung, warum.“ Seine Stimme war freundlich und angenehm, klang jedoch überhaupt nicht als würde ihm irgendetwas leidtun. Stattdessen hatte sie einen entschlossenen Unterton, so als sei ihr Besitzer es gewohnt, Befehle zu erteilen, die bedingungslos ausgeführt wurden. Auf seltsame Art gefiel Tyler das. Er ging zu dem Jaguar und streckte dem Fremden seine Hand entgegen, ohne auch nur darüber nachzudenken.
„Tyler Kane. Haben Sie irgendeine Ahnung, was nicht stimmt?“
„Francis Hollister“, antwortete der andere Mann und drückte Tylers Hand kurz, aber kräftig. „Und nein, das habe ich nicht. Der Motor ging einfach aus, als wir anhielten, und lässt sich nicht mehr starten.“
„Haben Sie genug Sprit? Äh, Benzin?“
„Das hoffe ich doch.“ Francis sah seinen lederbekleideten Fahrer mit einem schwachen Lächeln an.
Tyler wandte sich ebenfalls in Richtung des Jünglings. „Also, ist Benzin drin?“ Er bekam ein wortloses, knappes Nicken als Antwort. „Okay. Gut. War irgendetwas ungewöhnlich?“
Der Bursche antwortete nicht. Er sah Tyler nicht einmal an.
„Hallo? Jemand zuhause? Ich rede mit dir. Du bist der Fahrer, dir muss doch was aufgefallen sein. Außerdem, wenn das dein Job ist, müsstest du doch ein bisschen was von Autos verstehen. Also?“
Der junge Mann ignorierte ihn noch immer und Tylers Verärgerung wuchs. „Was stimmt denn nicht? Ich rede mit dir. Bist du taub?“
„Nein, er ist nicht taub.“ Francis trat einen Schritt näher, sodass er seinen Fahrer mit seinem Körper deckte. „Und ich würde es begrüßen, wenn Sie ihn nicht anschreien würden.“
„Na, was ist denn mit ihm los? Kann er nicht selber reden?“
„Jetzt gerade nicht.“
„Warum? Hat er seine Zunge verschluckt?“
„Er hat den Befehl erhalten, zu schweigen“, antwortete Francis.
„Er hat was?“
„Den Befehl bekommen, zu schweigen.“
„Von wem?“
„Von mir.“
„Warum?“
Francis zuckte nicht mal mit der Wimper als er sagte: „Weil ich es so will.“
Tyler lachte. „Das ist wohl die beste Begründung, die ich je gehört habe.“ Er wandte sich wieder an den Fahrer. „Wieso darf er dich denn so rumkommandieren? Bezahlt er dich so gut oder kennt er ein schmutziges Geheimnis und erpresst dich?“
„Es geht Sie zwar nichts an, aber ich bezahle ihn überhaupt nicht“, erklärte Francis in gelassenem Tonfall. „Und auch wenn ich eine, oder genauer gesagt, mehr als nur eine Sache von ihm weiß, die Sie wohl als schmutziges Geheimnis betrachten würden, dann ist das nicht der Grund, aus dem er meine Befehle befolgt.“
„Was ist denn der Grund?“
„Ich bin sein Master.“
Tyler wartete ein paar Herzschläge lang bis er seine Überraschung überwunden hatte. „Master?“, wiederholte er etwas befremdet und ziemlich belustigt.
„Ja, Master.“
„Sie sind also der Master of Puppets, oder was?“
„Ihr Sarkasmus ist sehr unangebracht, Mr. Kane. Davon abgesehen würde ich lieber eine Lösung für das Problem mit meinem Auto finden, als die Motivation meines Subs mit Ihnen zu diskutieren, also entschuldigen Sie mich bitte.“ Francis wandte sich ab und zog ein Handy aus der Innentasche seines Maßanzuges. Einen Augenblick später drehte er sich wieder um und betrachtete das Handy mit finsterer Miene. „Kein Netz. Anscheinend werden wir hier eine Weile festsitzen, mein Junge.“
Der jüngere Mann zuckte hilflos mit den Schultern.
„Ich weiß. Ich auch nicht.“ Francis sah Tyler unwillig an.
Tyler blickte rasch von einem zum anderen. „Was?“
„Ich muss Sie leider bitten nachzusehen, ob Sie hier Empfang haben, und falls ja, einen Abschleppdienst für mich anzurufen.“ Die kühlen blauen Augen des Mannes waren auf beunruhigende Art durchdringend.
„Äh, vielleicht sollte ich ihn mir mal anschauen“, schlug Tyler vor. „Ich weiß ein oder zwei Dinge über Autos.“
„Oh, würden Sie das tun? Sehr nett.“
„Ja, kein Problem.“ Tyler ging zur Fahrerseite und warf einen Blick auf das Armaturenbrett. Dann schloss er die Motorhaube und setzte sich auf den Fahrersitz. Der Motor erwachte eine Sekunde später mit einem rauen Brüllen zum Leben und Tyler gab einen leisen Triumphschrei von sich, als er ausstieg.
Francis beäugte ihn skeptisch. „Wie haben Sie das gemacht?“
„Magische Finger.“ Tyler hob die Hände direkt vor Francis’ Gesicht. „Nein, im Ernst. Ihr Wagen ist mit einem Sicherheitssystem ausgestattet, das die Benzinzufuhr unterbricht, wenn es zu einem Unfall gekommen ist. Wie beinahe alles heutzutage ist es elektronisch gesteuert und spinnt manchmal einfach rum.“
„Was haben Sie dagegen unternommen?“
„Den Reset-Knopf gedrückt.“
„Oh. Naja, danke. Das war—“ Francis wurde von seinem Fahrer unterbrochen, der, plötzlich recht lebhaft, vor ihm auf alle Viere sank und versuchte, seine Schuhe zu küssen, doch Francis trat einen Schritt zurück. „Nein, mein Junge“, sagte er sanft, aber bestimmt. „Nicht hier und außerdem ist es auch nicht nötig. Du hast nichts falsch gemacht, du wusstest es einfach nur nicht besser.“
Als der jüngere Mann an seinem Hosenbein zupfte, fügte Francis hinzu: „Nicht jetzt. Sei brav und tu, was ich dir sage. Du wirst später im Club die Gelegenheit bekommen, dich dazu zu äußern.“
„Was zum Teufel stimmt mit euch Jungs nicht?“ Tyler konnte nicht anders. Er starrte Francis an. „Was soll das hier? Sie geben ihm den Befehl, zu schweigen, er küsst Ihre Füße und nennen Sie ihn wirklich ‚mein Junge‘? Hat er denn keinen Namen?“
„Natürlich hat er einen Namen“, erwiderte Francis. „Ich benutze ihn nur nicht.“
„Aber warum denn nicht? Sie können doch nicht einfach seinen Namen nicht benutzen.“
„Natürlich kann ich das. Sein Name ist bedeutungslos. Ich bin sein Master. Er ist mein Sub, und nur das ist wichtig, um ihm eine Identität zu verleihen, sowohl vor sich selbst als auch vor anderen.“
Tyler runzelte verwirrt die Stirn. „Er ist ein Sub? Ist das irgend so ein krankes Spiel, das ihr beide spielt?“
Francis hielt seinem Blick ruhig stand. „Ich kann Ihnen versichern, dass es weder ein Spiel noch krank ist.“
„Moment mal.“ Endlich verstand Tyler. „Ihr seid welche von diesen BDSM-Heinis, nicht wahr?“
Zum ersten Mal wich die kühle Zurückhaltung aus Francis’ Augen. „Ich erkenne die Tatsache an, dass Sie Amerikaner sind und manche Dinge etwas anders sehen, aber es ist dennoch nicht fair, jemanden wegen seiner Lebensweise zu beleidigen.“
„Ach, kommen Sie schon. Leder und Nieten und dieses ganze Getue. Das ist doch nur so eine Modeerscheinung.“ Tyler warf einen Blick auf den lederbekleideten jungen Fahrer und lachte leise. „Oder schwingen Sie lieber die Peitsche?“
„Erstens handelt es sich bei BDSM keineswegs nur um eine Modeerscheinung“, sagte Francis. „Jedenfalls nicht für diejenigen, die den Lifestyle ernst nehmen. Und was das Peitscheschwingen betrifft—ja, ich benutze gelegentlich eine Peitsche. Und eine ganze Menge andere … Werkzeuge.“
Tyler bemühte sich, nicht zu lachen. „Werkzeuge? Was denn für welche? Doch wohl keine, die etwas mit Autos zu tun haben, jedenfalls hoffe ich das!“
Francis’ Augen wurden schmal. „Sie wissen vielleicht mehr über Autos als ich, aber wir haben alle unsere Schwachpunkte. Sie zum Beispiel würden es in meiner Welt nicht mal einen Tag lang aushalten.“
„Sie sind aber schon ein Freund der großen Worte, oder? ‚In meiner Welt‘. Wie sieht Ihre Welt denn aus? Mit Leder ausgekleidet und einer Peitsche in jeder Ecke? Und einem hübschen Sklaven wie Ihrem stummen Jungen da drüben für jeden?“
„Sie haben wirklich überhaupt keine Ahnung, wovon Sie da reden, nicht wahr?“, sagte Francis.
„Nein, habe ich nicht. Aber warum sagen Sie es mir nicht einfach?“
„Es geht nicht einfach um Leder und Peitschen und mein ‚stummer Junge da drüben‘, wie Sie ihn nennen, ist kein Sklave, sondern ein Sub, der sehr hart arbeitet um meinen Anforderungen an seine Ausbildung gerecht zu werden. Aber ich würde von einem Außenseiter wie Ihnen nicht erwarten, irgendetwas davon zu verstehen.“
„Da haben Sie recht, ich verstehe es nicht“, sagte Tyler. Ein Gedanke kam ihm in den Sinn. „Aber wie wäre es, wenn Sie das ändern?“
„Wie bitte? Was meinen Sie?“
„Naja, es stimmt. Mir ist gerade klar geworden, dass Sie recht haben. Ich habe wirklich keine Ahnung davon, wie Ihre Welt aussieht. Ich kenne die Klischees und ich nehme an, dass höchstens die Hälfte davon war ist. Also, wenn Sie auf mich sauer sind, weil ich es nicht besser weiß, warum zeigen Sie es mir dann nicht einfach? Davon abgesehen kann es wohl kaum so schwer sein, den Mund zu halten und seinen Master in der Stadt herumzufahren.“ Er lachte. „Sie sagten, ich würde es in Ihrer Welt keinen Tag lang aushalten. Ich wette, ich würde einen ganzen Monat lang durchhalten.“
Francis sah ihn lange an. Sein hübsches Gesicht verriet gar nichts. „Was genau schlagen Sie da vor? Ich soll Sie ausbilden und Sie wollen einen Monat lang mein Sub sein?“
„Ja, warum nicht?“ Tyler gefiel die Idee zunehmend gut. Zumindest würde das ihn davon abhalten, an den Scheißkerl zu denken, der ihn nach gerade mal drei Monaten mit einer SMS abgeschossen hatte—einer verdammt schlecht geschriebenen noch dazu. Und außerdem konnte es wirklich nicht so schwer sein. Er würde Lederkleidung tragen und still sein müssen. Ganz einfach. Und wenn das bedeutete, dass er von dem großen, eleganten Kerl noch ein bisschen mehr zu sehen bekäme, war ihm das durchaus recht.
„Wie viel Erfahrung sagten Sie haben Sie mit BDSM?“ Francis klang noch immer nicht überzeugt.
Tyler grinste und zwinkerte ihm zu. „Naja, ich habe Pulp Fiction gesehen, das ist aber auch schon alles.“
Francis sah aus, als hätte er gerade entdeckt, dass seine Schlangenlederschuhe noch lebendig waren und begonnen hatten, zu klappern. „Pulp Fiction?“
„Mm-hmm.“
„Bitte sagen Sie mir, dass Sie wenigstens schwul sind.“
„Oh, das bin ich“, versicherte Tyler ihm. „Stockschwul. Nicht mal meine Haare fühlen sich zu Frauen hingezogen.“
Francis sah ihn sehr, sehr lange an und starrte ihm in die Augen, als würde er dort nach der Antwort auf eine Frage suchen, die nur er kannte, dann sagte er: „Ich muss verrückt sein, so etwas auch nur in Betracht zu ziehen, aber ja, einverstanden. Warum nicht. Sie bekommen in meinem Club eine Ausbildung als Sub und wir werden sehen, wie lange Sie durchhalten.“
„Schön. Wann kann ich anfangen?“
„Heute Abend.“ Francis zog eine Visitenkarte aus der Innentasche seines Jacketts und reichte sie Tyler. „Um acht. Zeigen Sie die hier am Eingang vor und fragen Sie nach mir. Und seien Sie pünktlich.“
„Das werde ich.“
Tyler ließ den Mann stehen und ging zurück zu seinem Auto.
Junge, das würde ein Spaß werden.